Gegenwärtig sein

Vor ein paar Tagen nahm mich mein Körper wieder einmal an der Hand und erinnerte mich daran, mit ihm zu sein.
Er erinnerte mich an all den Druck, den ich mir in den letzten Monaten in meinen Gedanken erschaffen hatte. An all die verzweifelten Versuche von ihm, mich bei sich zu haben und mir seiner bewusst zu sein.

Ich hatte mich wie schon so oft zuvor in meinem Gedankenkarussell verloren und mir eine Menge Vorstellungen von möglichen Situationen gemacht, die passieren könnten oder sollten. Natürlich habe ich das alles gedanklich auch zigfach durchgespielt. All dies hatte ich eine ganze Weile mit mir herumgetragen.
Unbemerkt hatte ich mir etwas in den Kopf gesetzt, das mich furchtbar unter Druck gesetzt hatte. Das passierte alles ganz stillschweigend und so herrlich getarnt von einer Vielzahl von Gedankenströmen, dass es mir überhaupt nicht bewusst war.
Nun gut, seit geraumer Zeit fühlte ich kleinere Unstimmigkeiten im Körper. Aber so sanft, dass ich sie gar nicht richtig wahrnahm und wenn doch, dann lenkte ich mich schnell mit der Frage ab: „Hab ich was Schlechtes gegessen?“
Oder: „Ach ja, ich müsste mich unbedingt wieder mehr bewegen. Ausgiebig schwimmen gehen und abends noch etwas Yoga anhängen.“
Üblicherweise sind das Gewohnheiten und Hilfsmittel, die mir IMMER und bei allen „Schwierigkeiten“ gut tun. Allerdings tut nur das „Tun“ derjenigen Sachen gut, nicht das nur daran denken…

Dass ich in Schwierigkeiten war, dies war mir allerdings nicht bewusst. Ich habe es elegant mit vielen Fragen über Dieses und Jenes ausgeblendet.

Bis dann eben vor kurzem mein Körper so nett war, mich antraben zu lassen. Er forderte ein, dass ich mich ganz mit ihm und mir selbst auseinandersetzte. 
Fühlen und sein.
So wie ich das „eigentlich“ gerne tue. Es gehört zu meinen lieb gewonnen Routinen. Aber manchmal, wenn ich etwas wirklich nicht fühlen will, dann kenne ich wohl genau wie Du tausend und eine Möglichkeit mich grandios davon abzuhalten. Ausreden eben. Mann, habe ich dann einen Stress! Dann muss ich so vieles tun und erledigen. Ich kann dann oft gar nicht so genau in Worte fassen, was ich denn alles so genau zu tun habe, aber es ist viel, sehr viel! Da bin ich mir jedenfalls stets sicher, glaube ich… ??
In solchen Momenten habe ich keine Zeit für ihn, meinen treuen Freund und Begleiter, meinen Körper. Ich bin Meisterin darin, ihn aus meinem Gedanken- und Wahrnehmungsfeld auszublenden. Trotz fast täglichem Yoga, Schwimmen usw. Dann läuft das alles völlig mechanisch ab. Ich tue es einfach, weil ich es halt tue. Darin bin ich gut.

So habe ich dann also einige Stunden gemeinsam mit meinem Körper liegend und leidend im Bett verbracht. Mit so richtig üblen Kopfschmerzen. Ich habe anfangs innerlich getobt! Mann eh! Ich habe voll viel zu tun! Ist jetzt grad wirklich ein sehr schlechtes Timing! Grummel, grummel…???

Dann habe ich gebettelt und verhandelt. Bitte, lieber Körper, hör auf so schrecklich weh zu tun. Ich werde auch wieder mehr auf regelmässige Bewegung achten, kein Eis mehr essen, auch wenn es so lecker ist und eine so herrliche Abkühlung in der Hitze. Und so weiter….
Hat auch nix geholfen…

Dann habe ich geweint. Es tat wirklich schrecklich weh. Im Kopf, aber auch in der Seele. Ich habe mich unerwartet tief getroffen und als Opfer der Situation empfunden.
Tja, und dann, dann war ich reif. Gut durchgegart sozusagen und bereit, zu fühlen was es jetzt eben zu fühlen gab.
Ich erinnerte mich daran, dass Schmerzen oder Krankheiten stets Einladungen sind zu fühlen. Das ist meist erst einmal alles. Kopfschmerzen, das weiss ich doch, sind Zeichen von zu viel Druck. Und ich stand unter Druck diese Tage.

So lud ich alle Gefühle ein, die ich bis heute unterdrückt und abgewiesen hatte. Hiess sie willkommen und signalisierte: Ich bin bereit, euch jetzt zu fühlen. Ich bin offen für Dich, lieber Schmerz. Ich bin offen für Dich, lieber Druck. Ich bin offen für Dich, mein Körper, Du wundervoller Ausdruck meiner Empfindungen und Gefühle. Ich bin da.

Und dann ging die Reise los. Plötzlich öffnete sich in mir eine Tür und ich konnte erkennen, wie sehr ich den Gedankenkonstrukten der vergangenen Wochen erlegen war. Ich erkannte, dass ich mir mit beinahe bewundernswerter Leidenschaft eine fixe Idee in den Kopf gesetzt hatte und daran innerlich fast zu Grunde ging. Ich habe es meinem Denker tatsächlich voll abgenommen und all die Argumente, die fantasievollen Ausschweifungen darüber, warum ich so unter Stress stehe, tatsächlich geglaubt. Obwohl ich ja weiss, dass ich mir nicht immer alles glauben sollte ?? Zumindest nicht meinem Denker. Denn der behauptet recht viel den ganzen langen Tag über.
Meine Gedanken sind Interpretationen von mir über etwas. Es sind Ideen und Vorstellungen geprägt durch meine Vergangenheit. Feinstoffliche Energien, denen ich sehr viel Macht über mich zugestehe. Ich übe dann schon mal in Gedanken für eine mögliche Zukunft. Obwohl ich keineswegs mit Sicherheit sagen kann, dass diese überhaupt eintrifft. Hauptsache ich bin auf alles vorbereitet, nicht wahr?
Na ja… Nur bin ich dann eben nicht wirklich hier. Nicht im Hier und Jetzt präsent, sondern in irgendwelchen Ideen- oder Fantasiewelten.

Die Wahrheit ist, ich bin dann nicht da, wo mein Körper ist. Und das verursacht Stress. Sehr viel Stress.
Selbsterklärend ist, dass dieser „selbsterfundene“ Stress nicht einmal real ist! Er ist wortwörtlich ausgedacht… Entstanden aus der Angst heraus, mich auf etwas einzulassen, das sich in meiner Gefühlswelt abspielt und möglicherweise weh tun könnte.
Nun gut, nach dem ich über einige Stunden hinweg meine Aufmerksamkeit immer wieder ganz in den Körper führte, ging es mir nach und nach besser. Ich erlaubte dem Schmerz im Kopf und den dazugehörigen Gefühlen im ganzen Körper einfach da zu sein und ich nahm sie als meine „hausgemachten“ Kreationen an. So habe ich einige Zeit mit meinen Schöpfungen verbracht und sie liebevoll empfangen und mich ihnen gewidmet. Abends habe ich ein Vergebungsritual für mich gestaltet und mir vor Augen geführt, dass ich einer verrückten Idee erlegen war und habe mir vergeben. Ist schliesslich nicht das erste Mal, dass mir sowas passiert und es wird wohl auch nicht das letzte Mal sein.
Ich hab mich trotzdem lieb. Vielleicht heute sogar noch etwas mehr als gestern. Ich bin mir wieder Freundin geworden, weil ich ehrlich zu mir war.

Danke lieber Körper, dass Du immer wieder die Güte hast, mich zurück in die Gegenwart zu führen.
Ich liebe Dich und ich danke Dir.

Zu Dir liebe Leserin, lieber Leser. Lass mich Dich fragen: Wie oft bist Du bei Dir? Bist Du gegenwärtig im jetzigen Moment? Und wie drückt sich das bei Dir aus, wenn Du ganz da bist?

Mein Tipp: Atme und spüre Deinen Körper. Spüre ihn von innen heraus. Verbinde Dich in Freude und Liebe mit ihm. Du wirst sehen, selbst das Warten auf etwas kann plötzlich zu einem unbeschreiblich schönen, innigen Moment werden. Weil Du gegenwärtig bist. AnWESENd in der Hülle, die Ausdruck verleiht und genauestens registriert was Du denkst. Wenn Du also liebevoll an Deinen Körper denkst, ihn wahrnimmst und Zeit mit ihm verbringst, wird sich Einiges in deinem Leben ändern dürfen.
Probiere es doch einfach einmal aus. Ich bin gespannt was für Erfahrungen Du damit machst. Schreib es doch unten ihn die Kommentare rein.

Ich freue mich von Dir zu lesen und grüsse Dich herzlich.

With love Adriana

(10) Kommentare

    Ja ja, unser lieber Verstand, unser vermeintliches «Ich», gewieft und subtil, bewusst oder eben unbewusst, ein treuer Begleiter, reist ja so gerne in die Vergangenheit und glaubt dazu so überzeugend daran, auch von unserer Zukunft berichten zu können. Dabei eröffnet sich uns die Tür nur im Jetzt … aber leichter gesagt als getan, wir sind eben echte «Meister vom Nichtjetzt», denn das “Jetzt” liebt unser Verstand ja ganz und gar nicht… auch ich übe mich täglich darin, mal gelingt es, mal weniger. Eine wahrhafte Knacknuss ist das!
    Eine riesige Portion Mut und Zuversicht uns allen!
    Liebe Grüsse Markus

    Danke liebe Adriana für dein Teilhabenlassen.
    Ja, ich kenne diese Gedankenkonstrukte sehr gut. Bei mir sind sie gepaart mit Emotionalcoctails und laufen oft in eine Panik. Jahrzehnte habe ich sie weggedrückt, ignoriert, überspielt… bin echt eine gute Schauspielerin 😉 Mittlerweile, nach anfänglichen homöopathischen Dosen, ist es eine Art Jonglieren: Innehalten – Gedanken – Emotionen – Erkennen – Loslassen – Frequenzveränderung in angenehme Gefühle – neutrale Gedanken – positive Gedanken – Stille – Angst, die Rheinfolge ist beliebig und oft durch einen äußeren beruhigenden Umstand, ist es dann vorbei; bis eine Situation mich wieder triggert 😉
    Das Annehmen, dass es so sein darf, ich nicht falsch oder mangelhaft bin, und das Wissen, dass so meine ganzen Köper sich so heilen und sich synchronisieren können, tut gut und zu wissen, dass es dir Adriana und auch anderen so ergeht.
    Eine herzliche Umarmung in Verbundenheit.

      Oh Liebes, du bist alles Andere als mangelhaft!! Wie schön, dass du dich daran erinnerst, pures Bewusstsein zu sein. Wie gesagt… alles Andere als mangelhaft ?

    Wundervoll gemeistert liebe Adriana. Mein Körper zeigt mir auch täglich, was mir jetzt gut tun würde und ich gebe ihm immer den Vorrang vor dem Kopf, sonst zeigt er es mir sehr schnell, dass er da nicht mitmacht. Oft ist es aber auch so, dass ich unterschiedlich auf Symptome reagiere .Mal sind es alte Energien die durch Bewegung bessern, mal will er genau das Gegenteil und Ruhe und Fühlen. Da gilt es auzuprobieren, was mir gerade dran ist. Der Kopf hat da sehr wenig zu melden. Und mit Yoga habe ich meine Erfahrung mit Lu Yong nach Tulku Lobsang gemacht, der immer sagt, mach Yoga nicht automatisch, damit es gemacht ist, sonder immer mit intensivem Körperfühlen , sonst hat es nicht die Heilwirkung die man gerne möchte, sondern ist nur eine Körperübung, die zwar den Körper trainiert, aber dich nicht bewusst werden lässt.
    Ja das stete präsent sein bei allem was man tut und gerade ist, macht einen frei und erfüllt. Alles Liebe Heide

      Sehr schön gesagt, liebe Heide! Immer was gerade HEUTE UND JETZT ansteht.
      ????

    Danke….geht mir genauso…..nur war mir das – wie könnte es anders sein? – nicht bewusst .
    Herzlichen Dank

      Dann erfreuen wir beide uns gemeinsam deiner Bewusstwerdung ? herrlich nicht?!

      Liebe Adriana, danke das Du deine innersten Erfahrungen mit uns teilst. Ich hatte eine ganz ähnliche Erfahrung während der Zeit erlebt, als Du in Hawaii warst! Du wirst es nicht glauben, aber deine Meditationswoche war eine von meinen Rettern! Die Meditation mit dem mir selber und meinem Körper immer wieder ein Lächeln schenken, hatte mir sehr geholfen. daher war ich Dir auch so dankbar! ?Saint Germain‘s Idee war grossartig! Danke, dass du Dich so zeigst! ???

Kommentare sind deaktiviert.